Die ehemalige Aufwärtstrendlinie – Sargnagel oder Sprungbrett?
Vorwort
Sehr geehrte Leserschaft,
nach über sieben Jahren, in denen ich für Sie regelmäßig, die pro aurum Gold- und Silbereditionen verfassen durfte, ist nun der Zeitpunkt für meine letzte Ausgabe gekommen. pro aurum und ich werden in Zukunft getrennte Wege gehen.
Leider waren diese siebeneinhalb Jahre übergeordnet vor allem von fallenden bzw. seitwärts laufenden Gold- und Silberpreisen geprägt. Zwar war ich dabei mit meinem nüchternen und systematischen Ansatz oft auf der richtigen Seite der Preisentwicklung, gleichzeitig musste ich daher aber regelmäßig vor übertriebenen Erwartungen warnen.
Gerade weil Gold und Silber echtes Geld sind und sie insbesondere durch ihre einzigartigen physikalischen Eigenschaften uns freiheitsliebende „Goldbugs“ leider leicht zur Blindheit verführen, ist es wichtig sachlich zu bleiben. Perma-Bullisch für einen so komplexen internationalen Markt zu sein, ist keine gute Idee.
Dennoch lehrt uns das Gold aber mehr über unsere Geschichte, über Geopolitik und über freie Märkte als jede andere Anlageklasse. Und egal ob Bullen- oder Bärenmarkt, Gold ist grundsätzlich immer eine gute und sinnvolle langfristige Anlage!
Vielleicht ist das Ende meiner pro aurum Analysen in diesem Zusammenhang ja ein gutes Omen für die zukünftige Entwicklung des Goldpreises.
Abschließend möchte ich mich bei pro aurum und insbesondere bei Herrn Robert Hartmann für sein Vertrauen und die gute Zusammenarbeit bedanken. Ich habe in diesen siebeneinhalb Jahren viel gelernt über Gold, Geldgeschichte, Charttechnik und natürlich auch über mich selber.
Dabei hat mir pro aurum jahrelang die Möglichkeit gegeben, meine Analyse- und Prognosefähigkeiten zu schärfen und mir dabei kein einziges Mal hineingeredet. Auch wenn das eigentlich selbstverständlich für einen ehrbaren Kaufmann sein sollte, so ist es in der heutigen Zeit leider doch nicht mehr normal. Umso mehr gilt meine Anerkennung daher pro aurum!
Natürlich werde ich auch in Zukunft über die Edelmetalle und die Finanzmärkte berichten. Am besten tragen Sie sich hier für meinen kostenlosen deutschen Verteiler ein.
Vielen Dank für Ihre Treue! Bleiben Sie mir gewogen und rutschen Sie gut in das neue Jahr!
Herzliche Grüße
Florian Grummes
Nach einer längeren Bodenbildungsphase konnte sich der Goldpreis in den letzten Wochen im Zuge der Panik an den Aktienmärkten deutlich erholen. Trotzdem erscheint mir der Anstieg seit Mitte August eher korrektiv und wenig impulsiv. Zudem bestätigt der schwache Silberpreis überhaupt nicht die grundsätzlich bullische Ausgangslage. Zwar wissen wir, dass Silber am Anfang einer Aufwärtsbewegung im Edelmetallsektor meist hinterherhinkt, dass es sich dieses Mal aber so derartig schwach präsentiert (abzulesen am Gold/Silber-Ratio), interpretiere ich nach wie vor als ein Warnzeichen. Letztlich zeigt Silber die stark deflationären Tendenzen an den Finanzmärkten schon das ganze Jahr über an.
Gleichzeitig gelang dem Goldpreis in den letzten Wochen aber erstmals seit Jahren ein fulminantes Kaufsignal gegen die Aktienmärkte (Dow/Gold-Ratio). Und auch gegen die Rohstoffe (z.B. Gold/Öl-Ratio) spielt Gold seinen Charakter als sicherer Hafen momentan voll aus.
Mit dem Erreichen der ehemaligen Aufwärtstrendlinie um 1.275 USD erscheint mir das kurzfristiges Anstiegspotential jedoch vollständig ausgereizt. Ein Rücksetzer in Richtung 1.235/1.240 USD sollte den Bullen die Möglichkeit geben, ihre Kräfte für einen erneuten Angriff zu sammeln. Angesicht der tumultartigen Zustände an den Finanzmärkten ist natürlich alles denkbar. Die Panik an den Aktienmärkten ist mittlerweile aber übertrieben und sollte schon in Kürze zu einer Erholung führen.
Im ganz großen Bild steuert das globale Finanzsystem nun allerdings wohl auf jenes Szenario zu, welches Goldanleger schon seit Jahren haben kommen sehen:
Die vom billigen Geld abhängigen Finanzmärkte erzwingen eine Kursänderung seitens der FED. Eher früher als später wird die amerikanische Notenbank daher wohl den Zinserhöhungszyklus beenden und vermutlich sogar Zinssenkungen vornehmen müssen. Dann würde natürlich die große Stunde des Goldes schlagen. Charttechnisch wird ein nachhaltiger Anstieg über die ehemalige Widerstandslinie ein klarer Vorbote für dieses Szenario sein.
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